Interkulturelle Kompetenz reicht nicht aus
bei Small Talk, Augenkontakt oder Pünktlichkeit. Was dabei oft fehlt: eine kritische Auseinandersetzung mit Macht, Rassismus und struktureller Ungleichheit.
🔍 Problem: Kulturelle Brille ohne Machtbewusstsein
Wenn Trainings nur auf kulturelle Codes fokussieren, bleiben die kolonialen Kontinuitäten unsichtbar. Schwarze, indigene oder migrantische Mitarbeitende erleben keine Missverständnisse sie erleben rassifizierte Hierarchien, Mikroaggressionen und institutionelle Ausgrenzung.
Beispiel: Wenn eine schwarze Führungskraft als „zu emotional“ bewertet wird, während ein weißer Kollege für dieselbe Ausdrucksweise als „leidenschaftlich“ gilt dann ist das kein kulturelles Missverständnis, sondern ein Ausdruck rassifizierter Wahrnehmung.
💼 Für Führungskräfte bedeutet das:
Es reicht nicht, kulturelle Unterschiede zu „respektieren“. Es braucht:
- Machtsensibilität: Wer hat Definitionsmacht? Wer wird gehört?
- Rassismuskritische Reflexion: Welche Position nehme ich selbst ein als weißer, als globalen Norden-Repräsentantin, als Entscheiderin?
- Strukturelle Veränderung: Es geht nicht nur um individuelle Offenheit, sondern um institutionelle Verantwortung.
🔧 Strategien für machtsensible Führung:
- Reflektiere das eigene Weißsein bzw. die Position innerhalb globaler Machtachsen.
- Nutze deine Position, um BIPoC-Stimmen nicht nur einzuladen, sondern Entscheidungen zu dezentralisieren.
- Verankere rassismuskritisches Wissen in deinen Führungsinstrumenten: von Feedbacksystemen bis zur Konfliktlösung.
- Investiere in Bildungsformate, die Kolonialität, Weißsein und globale Ungleichheiten thematisieren – nicht nur in kulturelle „Dos & Don‘ts“.
💬 Fazit:
Interkulturelle Kompetenz ohne Machtanalyse ist kosmetisch. Wer wirklich global führen will, braucht den Mut, kritisches Wissen zuzulassen, privilegierte Komfortzonen zu verlassen und Verantwortung neu zu denken.