Was ist Tokenismus?

Man könnte meinen: Wir sind auf dem Weg zu echter Gleichberechtigung. Doch die Realität sieht anders aus. Hinter dieser glänzenden Fassade steckt oft ein uraltes Muster: Tokenismus.

Was ist Tokenismus?

Tokenismus bedeutet, eine Person aus einer marginalisierten Gruppe sichtbar einzusetzen, um ein Bild von Fortschritt zu erzeugen ohne jedoch die zugrundeliegenden Strukturen zu verändern.

  • Die „beste Person“ wird eingestellt – nicht, weil das System plötzlich gerecht ist, sondern weil sie als Beweisstück dient: „Seht her, wir sind divers.“
  • Diese Person bleibt häufig allein, wird nicht als Kolleg:in mit Expertise wahrgenommen, sondern als Symbol.

Tokenismus ist also nicht Inklusion, sondern eine Inszenierung für die Mehrheitsgesellschaft.

Die Fassade der Vielfalt

Unternehmen und Institutionen präsentieren stolz ihre „bunte Belegschaft“. Doch Diversität auf dem Poster heißt nicht Gleichberechtigung im Alltag.

  • Entscheidungen werden weiterhin von denselben weißen Führungsebenen getroffen.
  • Rassistische Strukturen bleiben unangetastet.
  • Machtverhältnisse verschieben sich nicht sie tarnen sich nur.

Tokenismus schützt nicht die Menschen, die er sichtbar macht. Er schützt das System selbst.

Der Preis für die Tokens

Tokenismus hat psychologische und soziale Folgen für die Betroffenen:

  • Kein Vertrauen: Fachwissen wird ignoriert, Ideen überhört.
  • Die Rolle im Team: Glänzen darf man bei Außendarstellungen, nicht in Entscheidungsprozessen.
  • Mentale Last: Immer perfekt sein, keine Fehler machen weil Fehler nicht individuell gelesen werden, sondern kollektiv auf „alle Schwarzen“ projiziert werden.
  • Isolation: Sichtbar, aber allein. Ohne Zugehörigkeit, ohne Schutz.
  • Trauma & Burnout: Doppelte Arbeit für halbe Anerkennung.

Warum Tokenismus bequem ist – für weiße Strukturen

Tokenismus hat eine klare Logik:

  • Er liefert Beweise, dass „etwas getan“ wird.
  • Er verhindert Kritik, weil man jederzeit auf das „diverse Team“ verweisen kann.
  • Er entzieht echten Forderungen nach Veränderung die Grundlage.

Kurz: Tokenismus ist ein Schutzschild gegen Verantwortung.

Der Unterschied zu echter Antirassismus-Arbeit

Echte Antirassismus-Arbeit heißt:

  1. Strukturen verändern, nicht Gesichter austauschen.
  2. Macht teilen Zugänge, Budgets, Entscheidungsräume.
  3. Rassismus klar benennen, statt ihn hinter „Vielfalt“ zu verstecken.
  4. Verantwortung übernehmen, auch wenn es unbequem ist.
  5. Schutzräume schaffen, in denen BIPoC nicht nur sichtbar, sondern sicher und wirksam sind.

Schlussgedanke

Tokenismus ist kein Fortschritt. Er ist eine Fortsetzung von Ausschluss in freundlicher Verpackung.
Deshalb ist die entscheidende Frage nicht: „Wie viele People of Color sitzen am Tisch?“
Sondern: „Wer hat Macht, Regeln und Ressourcen verändert?“

👉 Sichtbarkeit ist nicht Zugehörigkeit.
👉 Zeit für echte Antirassismus-Arbeit.

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